

AUS DER DOLOMITEN:
Ab 2035 dürfen in der EU keine Neuwagen mit Diesel- und Benzinmotoren mehr zugelassen werden. Der Südtiroler Autohandel hält die Pläne der Politik für sehr ambitioniert.
INTERVIEW mit Lukas Baumgartner
Managing Director | Autoindustriale Mobility Group

Dass die grundsätzliche Entwicklung hin zum E-Auto eine durchwegs positive ist, davon ist auch Lukas Baumgartner – Managing Director der Autoindustriale Mobility Group überzeugt:
„Natürlich sehen wir das große Potenzial in den Alternativen von Verbrennungsmotoren, in erster Linie der Elektromobilität. Wir sind vom Sortiment her auch schon gut gerüstet.“ Auch sei die zeitliche Vorgabe von 2035 ein durchaus realistisches und machbares Ziel.
Dabei müsse der Weg zur E-Mobilität keineswegs direkt sein: „Viele nehmen den Umweg von Hybrid-Motoren oder Plug-ins, auch, um Kunden schonend für die Vorteile von E-Motoren zu sensibilisieren und ihnen auch die Möglichkeit zu geben, sich nach und nach auch privat umzurüsten und die Infrastruktur anzupassen.“
Wie Barchetti ist auch Baumgartner überzeugt davon, dass Verbrennungsmotoren nicht von einen auf den anderen Tag verschwinden werden – dafür seien die italienischen Fuhrparks durchschnittlich zu alt und die Infrastrukturen in Italien derzeit noch nicht ausreichend. Auch sei der Umstieg vielfach eine Frage der Mentalität: „In Südtirol stehen die Menschen der E-Mobilität schon sehr offen gegenüber. Wenn man sich hingegen die italienischen Zahlen anschaut, ist es ein mittleres Desaster“, so Baumgartner.
Italien Schlusslicht bei Neuzulassungen von E-Autos
Lange sei Spanien in Sachen Umrüstung auf Grüne Mobilität das Negativbeispiel gewesen. Mittlerweile bilde Italien das Schlusslicht: „Italien ist der einzige Staat in der EU, in dem es kaum nennenswerte Entwicklungen in Richtung E-Mobilität gegeben hat, im Gegenteil: Auf gesamtstaatlicher Ebene sind die Neuzulassungen rückläufig.“
Während in anderen Ländern wie Deutschland monatlich 18 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos sind, liege Italien bei 3 bis 4 Prozent, „in guten Monaten höchstens 5 Prozent.“
Ein großes Hindernis stelle hierbei auch die mangelnde Infrastruktur dar: „Ich selbst fahre ebenfalls ein E-Auto. Während ich in Südtirol, in Österreich oder auch in Deutschland kaum Probleme mit langen Strecken habe, wird es in Richtung Süden schon weitaus schwieriger und die Planung ebenfalls aufwendiger“, beschreibt Baumgartner. Zwar gebe es bereits Entwicklungen in Sachen Ladestationen. Vor allem die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen lassen den Aufbau der Infrastruktur stocken: „Schon bei der Anschaffung von Wallboxen für den privaten Gebrauch gibt es unterschiedliche Förderungen zwischen den Provinzen und Regionen. Für große Anbieter, die weite Strecken in Italien mit Hyperchargern abdecken wollen, ist der Aufwand umso mühsamer, wenn sie in jeder Region einen anderen Antrag stellen müssen.“
Trotzdem sei es machbar: „Wenn wir nach Österreich schauen, gab es dort bis vor 5 Jahren ebenfalls keine nennenswerte Infrastruktur. Mittlerweile ist sie mehr als ausreichend.“ Für Baumgartner ist klar: Wer sich einmal für ein E-Auto entschieden und sich daran gewöhnt hat, bleibt dabei, vor allem in Südtirol: „Wir sind sicher über dem italienischen Durchschnitt – aber immer noch weit vom Ziel entfernt.“
News